Was ist eigentlich eine Galle?
Galle ist der Oberbegriff für eine oder mehrere punktuelle Aussackungen an den Beinen des Pferdes. Interessant zu wissen ist, dass es sich hierbei um unterschiedliche Krankheitsbilder handeln kann, die unter dem Begriff der Galle zusammengefasst werden. Grob lässt sich formulieren, dass diese "Schönheitsfehler" ein Anzeiger für eine Dysfunktionalität oder Überbelastung im Bereich des Bewegungsapparates, oder je nach Rasse ein genetisches bedingtes Problem sein können.
1. Idiopathische Synovialitis
(Gallen im Bereich der Gelenke)
2. Idiopathische Tendovaginitis
(Gallen im Bereich der Sehnenscheiden)
3. Bursitis (Schleimbeutelentzündung)
Ausführlich beschrieben ist eine Galle laut medizinischer Definition folgende Besonderheit am Pferdekörper:
Eine deutlich auffällige Umfangsvermehrung an betroffenen Gelenken oder Sehnenscheiden. Die Galle ist nicht schmerzhaft, nicht vermehrt warm, nicht entzündlich und das Allgemeinbefinden meistens ungestört.
Die Lymphgefäße, unter anderem die, welche aus der Gelenkkapsel und der Sehnenscheide kommen, sind nicht mehr im Stande, Flüssigkeit (Synovia + Lymphflüssigkeit) optimal abzutransportieren.
Das Gewebe der Gelenkkapsel und/oder der Sehnenscheide wird überdehnt, die typischen Aussackungen entstehen. Des Weiteren können sich vorhandene Schleimbeutel füllen.
Es werden angeborene und erworbene Gallen unterschieden, nicht zu verwechseln mit einer Schleimbeutelentzündung, der sogenannten Bursitis (z.B. Piephacke).
- Angeborene Gallen
Bei der angeborenen Problematik wird von einer vererbten Bindegewebsschwäche oder einer anatomisch nicht korrekten Anordnung der Sehnen als Ursache für die Entstehung der Gallen ausgegangen.
Trakehner und einige Vollblutlinien neigen zu dieser Problematik, bei Friesen kann es ebenso angeboren sein.
- Erworbene Gallen
Die erworbenen Gallen sind meistens auf fehlerhafte oder übermäßige Belastung (Überbelastung, Fehlbelastung) zurückzuführen. Ebenso Traumata, Fehlstellungen im Exterieur und Bereich der Hufe, Blockierungen im Bewegungsapparat, sowie freie Gelenkkörper (Gelenkmäuse, Chips) begünstigen das Entstehen der Aussackungen. Es wird ebenso angenommen, dass eine fehlerhafte Ernährung in der Wachstumsphase ebenfalls eine Rolle spielen kann.
- Folgen
- Fesselringbandsyndrom
- Fibrosierung der Gallen (Verhärtung) und/oder Vergrößerung mit Einschränkung der umliegenden Strukturen (Nerven, Sehnen, Sehnenscheiden, Bänder)
- Lahmheiten
- fasziale Problematiken mit weiteren Folgen in Bezug auf den Bewegungsapparat
- Therapie
- Ursachenbekämpfung
- manuelle Lymphdrainage
- Lymphologische Kompressionsverbände
!!!KEINE STALLBANDAGIERUNG!!!
- Bursitis
Bei Piephacke und Stollbeule handelt es sich nicht um das oben beschriebene Krankheitsbild der Galle.
Die vermehrte Füllung eines Schleimbeutels und dessen Umgebung bezeichnet man je nach Lokalisation zum Beispiel als Piephacke oder Stollbeule.
Das Geschehen geht ursprünglich immer mit einer Entzündung (Bursitis = Schleimbeutelentzündung) einher.
Diese Erkrankung mit unterschiedlichem Verlauf und Folgen kann überall auftreten, wo sich Schleimbeutel befinden, bzw. entwickeln können und ist somit nicht speziell auf das Beispiel Piephacke oder Stollbeule begrenzt.
Eine Bursitis kann akut auftreten, sowie einen latenten, chronischen Verlauf nehmen.
Häufig finden wir eine latente Bursitis der Bursa subligamentosa caudalis im Bereich des Nackenbandes und des zweiten Halswirbels (Axis), auch bekannt unter dem Begriff "falscher Knick".
Klassische Genickbeule (Bursa subligamentosa cranialis/caudalis)
Foto: CAVALLO - Symptom Lexikon -